Leih mir mal dein Ohr!
Er warnt uns vor Gefahren, sorgt für Orientierung, schenkt Freude an Musik und Rhythmus und ist unabdingbar für die ommunikation: Der Hörsinn ist ein echtes Multitalent.
Die ersten Takte der „Kleinen Nachtmusik“, ein bekannter Werbejingle oder das Geräusch, wenn Grillgut auf dem Rost brutzelt und zischt ... Geräusche können im Nu Emotionen wachrufen und sogar körperliche Reaktionen anstoßen. Etwa, wenn wir beim Knurren eines Hundes oder Hupen eines Autos zurückzucken. In Versuchen hat sich gezeigt: Bis auf zwei Grad genau können viele Menschen die Richtung bestimmen, aus der so ein Signal kommt. Akustische Zeichen haben vor allem eine Warnfunktion – darüber hinaus sind sie Träger vielerlei Informationen und Emotionen, die wir meist unterbewusst wahrnehmen.
So funktioniert Hören:
1. Geräusche und Töne treffen als Schallwellen auf die Ohrmuschel. Diese fängt den Schall wie ein Trichter ein. Gleichzeitig hilft sie, die Richtung zu bestimmen, aus der ein Geräusch kommt.
2. Der Schall gelangt durch den Gehörgang zum Trommelfell und lässt es vibrieren. Die Schwingungen übertragen sich auf die drei Gehörknöchelchen und weiter zur Hörschnecke.
3. Die Hörschnecke enthält sogenannte Haarzellen: Das sind Sinneszellen mit winzigen Härchen am Ende. Sie wandeln die Vibration in elektrische Impulse um und geben sie an den Hörnerv weiter.
4. Über die Hörbahn gelangt das Signal ins Gehirn. Dort werden die Informationen verarbeitet.
Schöner Schall
Hören ist nichts anderes als die Sinneswahrnehmung von Schall. 7.000 verschiedene Tonhöhen kann die Hörschnecke auseinanderhalten. Damit verarbeitet das Ohr mehr als doppelt so viele Sinneseindrücke wie das Auge. Gutes Hören ist von großer Bedeutung für unsere Lebensqualität. Am Telefon, im Videochat oder live: Wenn wir uns mit Kollegen, Freunden und der Familie unterhalten, bilden und stärken wir soziale Bindungen. Musik genießen, mitsingen und tanzen sorgt für gute Laune, hilft beim Entspannen und baut Stress ab. Ob wir einen Podcast verfolgen oder bei Klängen der Natur abschalten – Hören kann Wellness pur für unsere Seele sein. Solche Wohlfühlmomente leiden stark, wenn das Hörvermögen eingeschränkt ist. Wer das Gefühl hat, schlecht zu hören, sollte den HNO-Arzt aufsuchen. Moderne Hörgeräte bieten gute Hilfe. Diesen Schritt in die Länge zu ziehen, macht keinen Sinn. Denn je eher sich Betroffene mit einer Hörhilfe vertraut machen, desto besser kommen sie in der Regel damit zurecht.
Famoser Filter
Akustische Wahrnehmungen – von Experten auch als auditiv oder aural bezeichnet – werden im Gehirn aus- gewertet. Je nach Reiz werden die Klänge unterschiedlich weiterverarbeitet. Einige Geräusche fallen automatisch durch den Filter. So nehmen wir beispielsweise
das Geräusch der laufenden Waschmaschine beim Arbeiten im Homeoffice nur im Hintergrund wahr, und wer sich mit Freunden abends im Park trifft, blendet den Verkehrslärm der nahen Straße aus. Diese Funktion garantiert, dass wir nicht hoffnungslos überfordert sind, sondern uns auf das Wesentliche und Schöne konzentrieren können.
Bei der Gewichtung spielt vor allem der Thalamus, ein bestimmter Teil des Zwischenhirns, eine wichtige Rolle. In einem Experiment spielten Wissenschaftler Studienteilnehmern unangenehm verzerrte sowie angenehme Musik von Johann Sebastian Bach vor. Sie fanden heraus, dass beim Hören der unverzerrten Version deutlich mehr Hirnareale aktiviert wurden. Das erklärt viele Hörphänomene, etwa warum wir aus dem Stimmengewirr einer Menschenmenge den Klang einer vertrauten Stimme heraushören können.
Das Ohr reinigt sich selbst!
Ohrenschmalz ist kein Zeichen für mangelnde Hygiene, sondern hält den Gehörgang gesund. Am besten säubern Sie nur die Stellen, die der kleine Finger erreicht. Alles andere regelt das Ohr von allein. Kleinste Flimmerhärchen im Gehörgang transportieren überschüssiges
Schmalz in Richtung Ohrmuschel. Mit lauwarmem Wasser und einem Waschlappen oder Wattepad kann man es von dort entfernen.
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